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Thema: Bornholm in der Weltliteratur: Martin Andersen Nexø

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Hans Klueche
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Bornholm in der Weltliteratur: Martin Andersen Nexø

Beitragvon Hans Klueche » 26.11.2009, 02:56

Obwohl Martin Andersen Nexø 1869 in Kopenhagen geboren wird und erst ab dem 10. Lebensjahr einen Teil seiner Kindheit und Jugend auf Bornholm verlebt, gilt er als der Heimatdichter der Insel. Schon seine erste Erzählung 'Der Lotterieschwede' von 1898 greift ein typisches Thema des damaligen Bornholm auf, das Schicksal eines Steinhauers und seiner Familie.

Die Bornholmer Novellen gehören bei jedem Fan der Insel ins Regal
Die sieben 'Bornholmer Novellen' gehören bei jedem Fan der Insel ins Bücherregal und mit 'Pelle der Eroberer' verankerte Andersen Nexø sein Bornholm in der Weltliteratur. Der erste Teil dieses eigentlich vierbändigen Werkes mit vielen autobiographischen Details erzählt die Geschichte eines jungen Landarbeiterkindes auf der Insel. Mit Max von Sydow in der Rolle von Pelles Vater wurde er von Dänemarks Regiestar Bille August (u.a. Das Geisterhaus) Ende der 1980er-Jahre auf die Leinwand gebracht, größtenteils auf Bornholm gedreht. In Cannes mit einer Goldenen Palme und in Hollywood mit einem Oscar als bester nicht englischsprachiger Kinostreifen geehrt, löste der Film seinerzeit eine Nexø-Renaissance aus.

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Weltliteratur aus Kindheitserfahrungen gewachsen
Für den kleinen Martin Andersen war Bornholm alles andere als eine Ferieninsel. Der Vater stammte von dort und zog mit seiner Familie 1879 nach Nexø. Der Junge arbeitet als Hütejunge, Stallknecht und in Steinbrüchen als Handlanger seines Vaters, den der tägliche Griff zur Flasche unberechenbar machte.
Jahre später fließen diese Erfahrungen in Martins literarisches Werk und als er weltberühmt ist, hängt er den Namen der Stadt seiner Kindheit an seinem dänischen Allerweltsnamen an: Martin Andersen Nexø. Das kleine Häuschen, das Familie Andersen in der Ferskesøstræde am Südrand von Nexø bewohnte, ist heute ein Gedenkmuseum http://www.bornholmsmuseer.dk/manexo .

Bild
Die Büste von Martin Andersen Nexø vor dem Haus seiner Kindheit in Nexø schuf der in Hannover geborene Bildhauer Kurt Harald Isenstein, der 1934 nach Dänemark emigrierte und dort bis zu seinem Tod 1980 lebte und arbeitete.

Bekennender Kommunist mit Herz und Emotionen
In seinen Novellen und Romanen zeichnet Martin Andersen Nexø einfühlsam, geradezu anrührend ein Bild kleiner Leute und ihrer harten und tristen, aber nie hoffnungslosen Lebensumstände. Was Friederich Engels in seinem Werk 'Die Lage der arbeitenden Klasse in England' sozial-empirisch nüchtern erfasst, beschreibt Nexø mit Herz und Emotionen. In geschriebener Form unübertroffen sind seine Kinderdarstellungen.
In Deutschland sind die Bücher von Martin Andersen Nexø in den 1920er- und frühen 1930er-Jahren Bestseller, 1933 landen sie in den Flammen nationalsozialistischer Bücherverbrennungen. 1941 wird der 72jährige auf deutschen Druck in seiner besetzten Heimat inhaftiert, kommt aber frei und kann über Schweden in die Sowjetunion fliehen. Trotz dieser schmerzlichen Episode bleibt Andersen Nexø dem Volk, in dem er seine größte Leserschaft hatte, verbunden. Nach 1945 pflegt vor allem die DDR sein Werk. Erinnerungen kommen auf deutsch 1946 und 1948 in Ostberlin heraus, weitgehend von Bertolt Brecht übersetzt. 1951 zieht Martin Andersen Nexø in die DDR und lebt bis zu seinem Tod 1954 in einer Ehrenwohnung in Dresden.


© Text & Bild: Hans Klüche 2009

alms
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Re: Bornholm in der Weltliteratur: Martin Andersen Nexø

Beitragvon alms » 25.03.2018, 16:32

In Vorbereitung auf den Sommer habe ich endlich mal die Bornholmer Novellen von Martin Andersen Nexö gelesen. In Nexø gibt es ein Nexö-Museum und Nexø liegt in Reichweite für eine Radtour. Das passt also ganz gut.

Von Andersen Nexö kannte ich noch gar nichts, nicht mal Pelle, den Eroberer, der komischerweise auch in der DDR kein Schulstoff war. Die Novellen waren jedenfalls beeindruckend. Kleine Leute, die einen verbissenen Kampf gegen Armut, Hunger, Krankheit und Tod führen, mit wenig Erfolg. Fischer, Arbeiter, Seeleute, Erweckte auf der Suche nach Würde. Man wünscht sich förmlich, dass endlich die Socialdemokraterne auf der politischen Bühne erscheinen und dem ganzen Elend ein Ende machen. Diesen Wunsch hervorzurufen, ohne die Arbeiterbewegung auch nur ein einziges Mal zu erwähnen, ist vielleicht die Kunst dieser Geschichten.

Andersen Nexö ist nur antiquarisch zu bekommen, daher hatte ich die illustrierte und gebundene Ausgabe von Aufbau. Ein schönes Buch.

Zu Bornholm gehört dann natürlich noch Fluss ohne Ufer, aber das muss warten.

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Havørred
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Re: Bornholm in der Weltliteratur: Martin Andersen Nexø

Beitragvon Havørred » 25.03.2018, 21:21

Hallo Alms,

danke dass du das hier geschrieben hast.

Da ist mir ganz hieß eingefallen, dass ich die zwei Bücher Pelle Erobreren und Ditte Menneskebarn, noch in DK im Ferienhaus im Regal stehen habe und bisher nur ganz kurz anzufangen darin zu lesen.

Werde die Bücher in der kommenden Woche mal mit zurück nach Deutschland nehmen um dann auf Bornholm, mit dem Lesen fortzufahren. :)

Gruss aus Hessen Rainer
Wenn eine Schraube locker ist, hat das Leben wenigstens etwas mehr Spiel

alms
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Re: Bornholm in der Weltliteratur: Martin Andersen Nexø

Beitragvon alms » 25.03.2018, 21:50

Wenn man das im Original lesen kann, ist es natürlich um so besser. Dafür reicht es bei mir aber längst nicht.

michaelm
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Re: Bornholm in der Weltliteratur: Martin Andersen Nexø

Beitragvon michaelm » 29.03.2018, 12:04

Hallo Alms,
das finde ich toll, dass Du auf Andersen Nexø und seine Bücher hinweist. Ich finde seine Bücher großartig und habe die meisten gelesen. Zu "Pelle der Eroberer" gehört auch noch "Morten der Rote", praktisch ein Folgeband. Beides sehr spannende Bücher, die gleichzeitig auch noch die Geschichte der dänischen Sozialdemokratie spiegeln.
Der "Pelle" wurde 1987 verfilmt, gedreht wurde in Gudhjem und anderen Orten auf Bornholm, sehr empfehlenswert!

Auch sehr gut sind die "Erinnerungen" des Autors, ich habe eine alte Ausgabe im Andersen Nexø Museum in Nexø gekauft, wo sie einige antiquarische Ausgaben des Autors zum Verkauf anbieten:
http://www.andersennexoe.dk/de/wilkommen/
Der Übersetzer dieser Ausgabe ist - Bertolt Brecht !

Als ich im Internet gesucht habe, hatte ich den Eindruck, dass man z.B. die "Ditte" sogar neu kaufen kann. Ist aber im Grunde egal, ich kaufe sehr gerne antiquarisch, meistens bekommt man sehr gut erhaltene Bücher zu einem günstigen Preis.

alms
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Re: Bornholm in der Weltliteratur: Martin Andersen Nexø

Beitragvon alms » 29.03.2018, 13:26

Danke für den Hinweis, ich werde im Sommer mal schauen, was das Museum so hergibt.

Die Übersetzung der Erinnerungen ist wahrscheinlich von Magarete Steffin. Brecht hatte ja eine Menge "Gastautorinnen", bei denen er sich bedient hat. Ich mag trotzdem sehr, was er geschrieben hat.

michaelm
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Re: Bornholm in der Weltliteratur: Martin Andersen Nexø

Beitragvon michaelm » 30.03.2018, 16:48

Hallo Alms,
vielen Dank für Deinen Hinweis auf die Übersetzerin, eine höchst interessante Webseite, super !

Ich sprach von dieser Ausgabe:
nexö1.jpg

Das sieht ein bischen "bröckelig" aus, aus gutem Grund:

nexö 3.jpg


Die Ausgabe ist von 1946, Papier und Bindung waren - kaum ein Jahr nach dem Krieg - nicht die besten. Aber ich liebe solche Ausgaben, diese wie gesagt aus dem Museum in Nexø.

Nur hätte ich genauer hinsehen müssen, was den/die Übersetzerin betrifft:

nexö 2a.jpg

Also mitnichten einfach übersetzt von Brecht...

Und wie die Webseite ja genau angibt:
http://www.uelex.de/artiklar/Margarete_STEFFIN
beinhaltet diese Ausgabe nur die ersten beiden Bände seiner Erinnerungen. Die Übersetzung von Steffin der anderen beiden Bänden wurde nie veröffentlicht und scheint verloren gegangen zu sein.

Der gleiche Verlag hat daher nur 2 Jahre später eine vollständige Übersetzung von Nexøs Erinnerungen veröffentlicht:

nexö 4.jpg

Die hab ich hier in einem Antiquariat gefunden, entsprechend mit einem anderen Übersetzer. Wobei der den ersten Band ebenso mit "Ein kleines Würmchen" betitelt hat, eine geniale Übersetzung der Steffin, die er sicher kannte.
Das ganze ist vom Dietz Verlag "Gesammelte Werke in Einzelausgaben", wobei ich aber nicht alle habe, bzw. viele Titel in anderen Ausgaben.
"Pelle" und "Ditte" habe ich mehrfach - völlig gebannt- gelesen und z.B. meiner Mutter geschenkt; alles lange bevor ich das erste Mal auf Bornholm war.

Und ganz ehrlich: Man muß einige Martin Andersen Nexø Ertzählungen gelesen haben. für den richtigen Eindruck von Bornholm (in alter Zeit) !

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