Streit über zukünftigen Fährverkehr von und nach Bornholm

Mols-Linien gewinnt Ausschreibung gegen Færgen – Færgen legt Widerspruch ein

Die wichtigsten Fährlinien von und nach Bornholm sollen ab dem 1. September 2018 von der im dänischen Aarhus ansässigen Mols-Linien übernommen werden, so legte sich am 10. Mai das dänische Transportministerium fest. Der einzige Mitbewerber bei der Ausschreibung um den Fährverkehr und bisherige Linienbetreiber, die Reederei Danske Færger A/S, kurz Færgen, hat am 20. Juni, zum Ende einer gesetzlich vorgegebenen, 10 tägigen Prüffrist offiziell gegen die Vergabe Widerspruch eingelegt. Das Angebot von Mols-Linien erfülle nicht die Anforderungen der Ausschreibung, erklärte Færgens Pressesprecherin Annette Timmermann gegenüber der Lokalpresse, ohne dies weiter zu begründen. Ein Widerspruchsverfahren kann bis zu sechs Monate dauern, meldete am Montag die lokale Bornholms Tidende unter Berufung auf die zuständige Klageinstanz bei Ausschreibungen-Fällen.

Das Thema Mols-Fähren im Bornholm-Forum:

Ab 2018 mit Mols nach Bornholm?

Max Mols

Max Mols – eine typische Mols-Linien Schnellfähre

Würde Mols-Linien wie geplant den Fährverkehr am 1. September übernehmen, ginge erstmals seit 1866 der regelmäßige Passagierverkehr zwischen Bornholm und dem Rest der Welt in die Hände einer nicht auf der Insel ansässigen Reederei. Mols-Linien soll nach Willen des Verkehrsministeriums die beiden staatlich bezuschussten Hauptrouten mindestens fü 2018 bis 2028 betreiben, mit der Option einer Verlängerung um weitere 2 Jahre. Kontrahent Færgen mit Sitz in Rønne ging aus jener Dampskibsselskabet af 1866 hervor, mit der Bornholmer Investoren 1866 einen ersten regelmäßigen Passagierverkehr zu ihrer Insel etablierten.

Direktroute nach Deutschland nicht in Frage gestellt

Für den Fall der Übernahme des Fährverkehrs hatte Mols-Linien angekündigt, auf allen Routen neue Schiffe einzusetzen, zum Teil Neubauten. Außerdem erklärte ein Reedereisprecher, dass man die Direktroute nach Deutschland weiter betreiben will. Einzelheiten wurden bisher nicht bekannt.

Die Kontrahenten Mols-Linien und Færgen

Im Bau: Neue Mols-Linien Fähre

Wird in Australien gebaut: Neue Mols-Linien Fähre

Mols-Linien ist seit 1966 im Fährverkehr zwischen den dänischen Landesteilen Jütland und Seeland aktiv. Seit 1996 hat sich die Reederei als Spezialist für Hochgeschwindigkeits-Fähren einen Namen gemacht. Ihre drei in Australien gebauten HSC (High Speed Craft) Katamaran-Fähren, darunter zwei der größten weltweit, transportierten 2015 auf zwei Routen 1.083.773 PKW und gut 2,5 Mio. Passagiere über das Kattegat trotz der Konkurrenz durch die Brücke über den Großen Belt. Eine letzte Linie mit konventionellen Fähren gab die Reederei 2011 auf. Aktuell wird in Australien eine weitere Katamaran-Schnellfähre für Mols-Linien gebaut, die Indienststellung ist für Mai 2017 geplant. Das neue Schiff ist vom selben Typ, wie schon Mols-Liniens Fähren KatExpress 1 und KatExpress 2 mit jeweils Platz für bis zu 417 PKW und ca. 1000 Passagiere. Es wird erwartet, dass die Reederei diesen Schiffstyp mit dem charakteristisch spitzen ›Wave-piercing‹-Rumpf auch auf der Route Ystad – Rønne einsetzen wird.

Færgens kleine Fähre: Villum Clausen

Færgens kleine Fähre: Villum Clausen

Die unterlegene Reederei Færgen, die 2010 aus der Fusion von Bornholmstrafikken mit zwei weiteren Fährreedereien hervorging, transportierte 2015 auf 6 innerdänischen Routen sowie auf der Linie Sassnitz–Rønne über 4 Mio. Passagiere und 1,06 Mio. Fahrzeuge, davon ca. 357 000 von und nach Bornholm. Für ihre Bornholmer Routen nutzt Færgen die Leonora Christina, ein Katamaran mit konventionellem Doppelrumpf und einer Kapazität von bis zu 357 PKW und 1400 Passagieren und die kleinere Villum Clausen für 186 PKW und knapp über 1000 Passagiere. Außerdem betreibt die Reederei im Bornholmverkehr zwei konventionelle Fähren.
Übersicht zu allen aktuellen Reisewegen von und nach Bornholm siehe unsere Seite Alle Wege nach Bornholm im Überblick

Bornholmer Verkehrsabkommen von 2014 regelt alles

Zuverlässig wie im immer: Reservefähre Povl Anker

Færgens zuverlässige Reservefähre Povl Anker

Die Ausschreibung des Fährverkehrs von und nach Bornholm betrifft formal nur die primären Verbindungen zwischen dem dänischen Kernland und der dänischen Ostseeinsel vor Südschweden, indirekt aber auch die Direktroute ab Deutschland. Hintergrund ist das Bornholmer Verkehrsabkommen von 2014. Danach bezuschusst der dänische Staat zwischen Bornholm und dem Mutterland die Transitroute via Ystad in Südschweden mit Schnellfähren, die Route Køge – Rønne mit einer für den Gütertransport ausreichend großen Fracht-Passagier-Kombifähre sowie die Vorhaltung einer konventionellen Reservefähre u.a. für Tage, an denen Schnellfähren wetterbedingt nicht eingesetzt werden können. Diese Reservefähre wird seit Jahren jeden Sommer auch für den offiziell nicht subventionierten Fährverkehr zwischen Rügen und Bornholm auf der Route Sassnitz-Mukran – Rønne genutzt. Die Ankündigung, Zuschüsse für die Reservefähre zu streichen, hatte Anfang 2015 heftige Proteste auf Bornholm ausgelöst inklusive einer Unterschriftenaktion. Ein Argument damals: Ohne Reservefähre müsse die Direktroute Deutschland – Bornholm eingestellt werden zum Schaden des Tourismus auf der Insel. Schließlich gab Kopenhagen nach und will vorerst bis 2028 die Reservefähre mit jährlich 30 Millionen Kronen (ca. 4 Mio. €) unterstützen.

Die Subventionen des Fährverkehrs auf den Primärrouten ist EU-konform, da die Gelder „Nachteile von Inselgemeinschaften kompensieren sollen, die nicht über normale, vom Staat gebaute Straßen erreichbar sind“. Eine direkte Subvention der Route Sassnitz-Mukran – Rønne wäre indes unzulässig.

Günstigere Fährpreise sollen bis zu 2000 neue Jobs bringen

Wollen schnell und preisgünstig sein: Mols-Linien

Wollen schnell und preisgünstig sein: Mols-Linien

Nach dem Verkehrsabkommen soll der Anbieter den Zuschlag bekommen, der die günstigsten Durchschnittspreise für normale Passagiertickets bietet und sonst alle technischen Voraussetzungen erfüllt. Demnach will Mols-Linien Preise auf den Primärrouten über 50 % senken, Færgen versprach nur etwa 45 % Preissenkungen. Die Bornholmer Wirtschaft erwartet von günstigeren Fährpreisen einen Aufschwung auf der Insel inklusive 1000 bis 2000 neuer Jobs. Auf der anderen Seite sind bei Færgen rund 300 Arbeitsplätze in Gefahr, die Mols-Linien nur zum Teil erhalten will. Die Verwaltung der Reederei bleibe auf jeden Fall in Aarhus.

© 2016 Hans Klüche (zuletzt aktualisiert am 25.05.2016)

 

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