Ist da Carl Mørck? Eine Leseprobe

Nikolaj Lie Kaas ist das Gesicht von Cark Mørck in den Verfilmungen (Foto:  © Zentropa Film)

Nikolaj Lie Kaas ist das Gesicht von Cark Mørck in den Verfilmungen der Bestseller von Jussi Adler Olsen (Foto: © Zentropa Film)

»Ist da Carl Mørck?« Die Stimme sprach mit dem singenden Akzent der Bornholmer. Nicht gerade ein dänischer Dialekt, von dem Carl weiche Knie bekam. Eher schlechtes Schwedisch voller grammatikalischer Missverständnisse. Zu nichts zu gebrauchen – außer vielleicht auf diesem winzigen Eiland.

»Ja, hier ist Carl Mørck. Sagte ich das nicht gerade?«

Am anderen Ende hörte er ein Seufzen. Klang das jetzt irgendwie erleichtert?

»Du sprichst mit Christian Habersaat. Wir sind uns vor Ewigkeiten mal begegnet, aber daran erinnerst du dich bestimmt nicht.«

Habersaat?, dachte er. Auf Bornholm?

»Doch, äh, das war …«

»Das war vor Jahren, auf der Wache in Nexø, ich hatte gerade Dienst, als du mit einem Vorgesetzten kamst, um einen Inhaftierten abzuholen und nach Kopenhagen zu bringen.«

Carl zermarterte sich das Gehirn. An den Gefangenentransport erinnerte er sich gut, aber ein Kollege namens Habersaat?

»Ach ja, damals …« Er griff nach den Zigaretten.

»Entschuldige, dass ich dich störe. Hast du einen Moment Zeit? Ich habe von dem schwierigen Fall im Zirkus Bellahøj gelesen, den ihr gerade abgeschlossen habt. Kompliment. Aber: Ist das nicht frustrierend, wenn sich der Täter das Leben nimmt, ehe er vor Gericht gestellt wird?«

Carl zuckte die Achseln. Rose hatte sich geärgert, aber ihm war es mit Verlaub scheißegal. Ein Arschloch weniger, um das man sich kümmern musste.

»Der Fall ist ja wohl nicht der Grund deines Anrufs, oder?« Er steckte sich eine Zigarette an und legte den Kopf in den Nacken. Es war erst halb zwei, ein bisschen zu früh, um die Tagesration  aufgebraucht zu haben. Vielleicht sollte er die Ration heraufsetzen.

»Doch, also ja und nein. Ich rufe wegen des Zirkus-Falls an und wegen all der anderen, die ihr in den letzten Jahren aufgeklärt habt. Sehr beeindruckend. Ich bin, wie gesagt, bei der Bornholmer Polizei und sitze derzeit in Rønne. Aber morgen werde ich pensioniert, Gott sei Dank.« Sein Lachen klang angestrengt.

»Die Zeiten haben sich geändert, und da ist es nicht mehr so spannend, ich zu sein. Na ja, so geht es uns wohl allen. Noch vor zehn Jahren, da wusste ich über alles, aber wirklich alles Bescheid, was auf der Insel, vor allem an der Ostküste, passierte. Tja, und deshalb rufe ich auch an.«

Carl ließ den Kopf auf die Brust sinken. Falls der Mann die Absicht hatte, ihnen einen Fall zuzuschustern, dann musste dem sofort ein Riegel vorgeschoben werden. Er jedenfalls hatte keine Lust, für Nachforschungen auf eine Insel zu fahren, deren Spezialität Räucherfisch war und die näher an Polen, Schweden und Deutschland lag als an Dänemark.

»Rufst du an, weil wir uns einen Fall ansehen sollen? Denn dann, fürchte ich, muss ich dich zu den Kollegen in einer der oberen Etagen durchstellen. Das Sonderdezernat Q hat zurzeit leider keine Kapazitäten.«




Leseprobe mit freundlicher Genehmigung des dtv / Deutscher Taschenbuch Verlag aus: Verheißung – Der Grenzenlose. Der sechste Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q. Von Jussi Adler-Olsen, aus dem Dänischen von Hannes Thiess. München 2015.
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