Die Bornholmer Novellen gehören bei jedem Fan der Insel ins Regal
Die sieben 'Bornholmer Novellen' gehören bei jedem Fan der Insel ins Bücherregal und mit 'Pelle der Eroberer' verankerte Andersen Nexø sein Bornholm in der Weltliteratur. Der erste Teil dieses eigentlich vierbändigen Werkes mit vielen autobiographischen Details erzählt die Geschichte eines jungen Landarbeiterkindes auf der Insel. Mit Max von Sydow in der Rolle von Pelles Vater wurde er von Dänemarks Regiestar Bille August (u.a. Das Geisterhaus) Ende der 1980er-Jahre auf die Leinwand gebracht, größtenteils auf Bornholm gedreht. In Cannes mit einer Goldenen Palme und in Hollywood mit einem Oscar als bester nicht englischsprachiger Kinostreifen geehrt, löste der Film seinerzeit eine Nexø-Renaissance aus.
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Weltliteratur aus Kindheitserfahrungen gewachsen
Für den kleinen Martin Andersen war Bornholm alles andere als eine Ferieninsel. Der Vater stammte von dort und zog mit seiner Familie 1879 nach Nexø. Der Junge arbeitet als Hütejunge, Stallknecht und in Steinbrüchen als Handlanger seines Vaters, den der tägliche Griff zur Flasche unberechenbar machte.
Jahre später fließen diese Erfahrungen in Martins literarisches Werk und als er weltberühmt ist, hängt er den Namen der Stadt seiner Kindheit an seinem dänischen Allerweltsnamen an: Martin Andersen Nexø. Das kleine Häuschen, das Familie Andersen in der Ferskesøstræde am Südrand von Nexø bewohnte, ist heute ein Gedenkmuseum http://www.bornholmsmuseer.dk/manexo .

Die Büste von Martin Andersen Nexø vor dem Haus seiner Kindheit in Nexø schuf der in Hannover geborene Bildhauer Kurt Harald Isenstein, der 1934 nach Dänemark emigrierte und dort bis zu seinem Tod 1980 lebte und arbeitete.
Bekennender Kommunist mit Herz und Emotionen
In seinen Novellen und Romanen zeichnet Martin Andersen Nexø einfühlsam, geradezu anrührend ein Bild kleiner Leute und ihrer harten und tristen, aber nie hoffnungslosen Lebensumstände. Was Friederich Engels in seinem Werk 'Die Lage der arbeitenden Klasse in England' sozial-empirisch nüchtern erfasst, beschreibt Nexø mit Herz und Emotionen. In geschriebener Form unübertroffen sind seine Kinderdarstellungen.
In Deutschland sind die Bücher von Martin Andersen Nexø in den 1920er- und frühen 1930er-Jahren Bestseller, 1933 landen sie in den Flammen nationalsozialistischer Bücherverbrennungen. 1941 wird der 72jährige auf deutschen Druck in seiner besetzten Heimat inhaftiert, kommt aber frei und kann über Schweden in die Sowjetunion fliehen. Trotz dieser schmerzlichen Episode bleibt Andersen Nexø dem Volk, in dem er seine größte Leserschaft hatte, verbunden. Nach 1945 pflegt vor allem die DDR sein Werk. Erinnerungen kommen auf deutsch 1946 und 1948 in Ostberlin heraus, weitgehend von Bertolt Brecht übersetzt. 1951 zieht Martin Andersen Nexø in die DDR und lebt bis zu seinem Tod 1954 in einer Ehrenwohnung in Dresden.
© Text & Bild: Hans Klüche 2009