Das Freizeitvergnügen des "Geocachens" erfreut sich seit mehreren Jahren zunehmender Beliebtheit und auch auf Bornholm sind reichlich Caches (über 300!) versteckt, die auf ihre Entdeckung warten. Auch in "Denne Uges" wurde bereits darüber berichtet.
Hupps? Geocaching, was ist denn das nun wieder für ein neumodischer Krams?
In der Kurzversion handelt es sich um "Tupperdosensuchen in der Natur"
Ok, machen wir es etwas länger: Es handelt sich um eine Form der modernen Schatzsuche, wobei der Schatz ("Cache") von symbolischer Natur ist und immer am Ort des Verstecks liegenbleibt, schließlich soll er ja auch von anderen Cachern gefunden werden. Weltweit gibt es über 800.000 Caches, es gibt Cacher in allen Altersgruppen, von Kindern bis Senioren!
Die Suche erfolgt mittels eines tragbaren Navigationssystems, in das man die genauen Satellitenkoordinaten des Verstecks eingibt. GPS-Geräte zum Wandern, Radfahren und Geocachen sind mittlerweile recht günstig geworden und haben sowieso einen tollen Freizeitwert. Viele Geräte (z.B. von der Firma Garmin) haben sogar einen speziellen Geocaching-Modus, um die Suche sehr komfortabel zu gestalten. Die teureren Modelle haben eine Kartendarstellung, in vielen Ländern (leider nicht DK...) gibt es auch tographischen Karten, in denen Wanderwege, Flüsse etc. eingezeichnet sind. Auch Handys mit eingebautem GPS-EMpfänger sind durch kleine Tools oftmals zum Cachen geeignet, z.B. für das omnipräsente IPhone gibt es eine recht brauchbare Geocaching-App. Leider sind die meisten Auto-Navigationssysteme relativ ungenau und finden sich abseits der Straßen auch nur schlecht zurecht, die neueren Geräte haben aber ebenfalls z.T. schon die Möglichkeit, offroad auf die Suche zu gehen!
Also zurück zum Thema: Ein netter Cacher versteckt also an einem sehenswerten Ort eine Tupperdose, liest dabei die Koordinaten von seinem GPS-Empfänger ab und veröffentlicht diese mit einer kleinen Beschreibung im Internet. Dort kann sie jeder Interessierte lesen und dann auf die Suche gehen. Natürlich liegt die Dose nicht einfach so im Wald herum, sie ist schon ein bisschen versteckt z.B. unter Baumwurzeln, Steinen oder sogar selbstgebastelten Tarnungen.
Jeder Cache enthält dann mindestens ein sogenanntes Logbuch, in dem man sich als Finder mit (Nick-)namen und Datum eintragen kann, oftmals ist es ein kleines Büchlein, das auch Platz für Kommentare bietet.
Es gibt viele verschiedene Größen für einen Cache: Wenn wenig Versteckmöglichkeiten vorhanden sind, dann sind es oftmals nur Filmdosen ("Micro"), eine kleine Tupperdose wäre ein "Small", eine größere Tupperdose ein "Regular", Ausnahmen sind manchmal riesige vergrabene Kisten ("Big") oder auch nur fingernagelgroße magnetische Objekte, sogenannte "Nanos". Letztere sind für den Anfang aber nicht sooo geeignet

In den normalen Dosen befinden sich oftmals kleine Objekte zum Tauschen, z.B. Kinder haben viel Freude daran, im Nippes zu wühlen und Kleinigkeiten gegen andere zu tauschen. Es gilt aber eine wichtige Regel: Wer etwas herausnimmt, muss mindestens etwas Gleichwertiges hineintun! Bitte keine Lebensmittel (Tiere!!), für Kinder ungeeignete Dinge oder instabile / eklige Sachen hineinlegen, das verdirbt den Spaß und verklebt das Logbuch...
In manchen Dosen befinden sich Objekte mit einem Metallanhänger ("Travelbug" = "Wanderkäfer") oder metallische Objekte mit einer Registriernummer ("Coin" = "Münze"). Dies sind keine normalen Tauschobjekte, sondern im Internet registrierte Wandergegenstände, die dort An- und Abgemeldet werden müssen und im Besitz eines Cachers sind, der die Wanderung im Internet verfolgen kann. Am Anfang würde ich diese Gegenstände mal einfach im Cache lassen....
Übrigens sollte die Suche ein wenig unauffällig vor sich gehen, wenn andere Menschen in Sichtweite sind. Denn der Cache soll an der Stelle lange Zeit Bestand haben und nicht durch mutwillige oder unwissende Zerstörung vernichtet werden! Alle "Nichteingeweihten" sind frei nach Harry Potter sog. "MuggelS"

Bei der Beschreibung des Caches sind im Internet neben der Größe (siehe oben: Micro - Small - Regular - Big - Other) auch Angaben zum Terrain ("Untergrund") und Difficulty ("Schwierigkeit des Verstecks") gemacht. Ein Terrain von "1" muss mit dem Rollstuhl erreichbar sein, ein Terrain von 5 braucht meist Hilfsmittel. z.B. als Klettercache auf einem Baum oder mit einem Schlauchboot über den See auf einer Insel erreichbar. Wege über Klippen / Steine sind also irgendwo bei 2,5-3,5 mit normalem festen Schuhwerk gut zu erreichen. Die "Difficulty" funktioniert ebenso, eine "1" sollte man mit wachen Augen recht gut finden können (z.B. an einer Baumwurzel mit typischen Stöckern abgedeckt, in einer Felsspalte mit kleinen Steinen getarnt, als Filmdose unter einer Parkbank), bei hoher Schwierigkeit sind die Dosen aber manchmal wirklich tückisch getarnt, da werden spezielle Verstecke gebastelt etc. Man sollte nicht mit diesen Caches anfangen, der Frust wäre sicherlich groß. In der Beschreibung ist oft noch ein "Hint" (Hinweis) für das Versteck, der könnte z.B. "zwischen den drei Baumstämmen" oder "unterm Stein beim Wacholder" lauten. Übrigens: Mehrere Augen sehen mehr und vielfach gibt es auch "Spoiler-Fotos" (also genauere Fotos vom Versteck), um die Suche zu vereinfachen.
Was mir noch am Herzen liegt: Bitte vermeidet Flurschäden in der Natur! Die Dosen sollten alle so versteckt sein, dass man ohne Beschädigung von Objekten oder der Natur fündig wird. Es muss nicht gegraben oder Bäume gefällt werden. Der Ort sollte hinterher genauso aussehen, wie vor Eurer Suche! Caches liegen nicht auf Privatbesitz (es sei denn, in der Beschreibung explizit angegeben).
Oh, schon ein langer Text, trotzdem gibt es noch einiges zu schreiben:
Ganz wichtig, es gibt verschiedene Arten von Caches. Die Unterschiede möchte ich Euch noch kurz erklären.
"Regular" - Hat als Symbol eine grüne Schatzkiste
Der Regular ist die einfachste und häufigste Art der Caches und für den Anfang auch das beste Übungsobjekt! Hier führen die angegebenen Koordinaten unmittelbar zum Versteck.
"Multi" - Hat als Symbol eine gelbe Schatzkiste
Wie der Name schon vermuten lässt, geht es hier über mehrere Stationen. Im der Beschreibung erfährt man, wie der Cache aufgebaut ist. Die angegebenen Koordinaten führen zur ersten Station, entweder muss man nun hier nach den Koordinaten für die nächste Station suchen (entweder in einer Dose als Zettel enthalten, oft aber auch nur ein Aufkleber auf einem Schild, ein Metallplättchen an einer Angelschnur etc.) oder in der Beschreibung steht eine Aufgabe, die zu lösen ist und man bekommt die nächste Koordinate mit einer kleinen Rechenaufgabe. Als Beispiel: Die 1. Station führt zu einem Haus, dort soll man die Fenster zählen. Die Zahl muss man in die Koordinate für die 2. Station einsetzen, man landet bei einer Gedenktafel und muss die Jahreszahl für die nächste Berechung notieren. Multis sind gerade für Familien mit Kindern toll, da der Spazierweg durch den Wald plötzlich eine Schatzsuche ist und viel mehr Spaß macht! Bornholm hat viiiieeele Multis.... und oft als sehr schöne Rundwege.
"Earthcache" - Schatzkiste mit einem Blumen / Sonnensymbol
Eigentlich kein typischer Cache, hier muss man nur den Ort aufsuchen, es ist KEINE DOSE versteckt! Vor Ort ist ein Foto vom Finder mit GPS zu machen, dann muss man im Internet noch 1-3 Fragen zum Ort beantworten (meist sehr einfach) und kann sich dann mittels Foto als Finder legitimieren.
"Letterbox" - Briefsymbol
Führt hier zu weit, in vielen Fällen wie ein normaler "Regular" zu lösen. Im Cache soll man möglichst einen individuellen Stempel (Fingerabdruck geht auch....) hinterlassen
"Mystery" - Symbol ist ein Fragezeichen
Hierunter fällt alles, was irgendwie nicht in obige Kategorien passt

Ah, ich merke schon, da sind noch wichtige Fragen:
Was habe ich davon, den Cache zu finden. Klare Antwort: Spaß und das Glücksgefühl, wieder einen Cache gefunden zu haben! Und wenn man einen Cache erfolgreich gefunden und sich im Logbuch eingetragen hat, dann darf man diesen unter seinem Namen im Internet auch als gefunden markieren. Und "schwupps" ist man von der Sucht gepackt.
Da wären wir auch wieder beim Internet: Wo bekomme ich eigentlich die Koordinaten her? Es gibt viele Seiten, die sich mit Geocaching beschäftigen. Die größte Seite (leider auf Englisch) ist www.geocaching.com, die Anmeldung ist kostenlos, vorher kann man leider keine Koordinaten sehen. Gegen einen geringen Jahresbeitrag bekommt man einige Komfortfunktionen dazu, im Prinzip sind aber alle essentiellen Dinge, um loszulegen und Spaß zu haben, kostenlos!
Die Tourismuszentrale auf Bornholm hat den Spaß ebenfalls erkannt und verleiht sogar GPS-Geräte, damit man mal schnuppern kann! Aber auch bei Euch zu Hause - vieleicht keine 100m von der Haustür entfernt - liegen ebenfalls viele Caches. Für den Überblick habe ich mir den .kml-Plugin von www.geocaching.com für Google-Earth installiert, damit bekommt man eine gute Übersicht, ansonsten via goole-maps ebenfalls über geocaching.com schauen und staunen, was da so herumliegt.
Am schönsten ist es natürlich, wenn man die ersten Dosen gemeinsam mit einem etwas geübteren Cacher suchen kann, allerdings bin ich auch meine ersten Schritte "alleine" gegangen. Letzte August / erste Septemberwoche werde ich wieder auf Bornholm sein und hoffentlich wieder viele Dosen finden, wer weiß. vielleicht begegnet man sich ja? Ich helfe sonst auch gerne, sofern ich kann....
Viel Spaß
Loriot
Weitere Infos z.B. www.geocaching.de - www.geoclub.de - www.opencaching.de