Beitragvon Rokkestenen » 16.09.2012, 14:42
So, Ihr Lieben…
Das kann jetzt etwas länger dauern, aber wir hatten ja bereits angekündigt, mal etwas ausführlicher von unseren Eindrücken zu berichten. Wir verhackstücken das mal in diesem wirklich längeren Posting, auch wenn wir sicherlich auch Bezug auf bereits bestehende Stränge nehmen werden.
Zunächst, die zwei Wochen waren Balsam für unsere Seelen. Trotz des Umstands, dass sowohl die Fähre hinzugs wie auch zurück pickepacke voll waren, war es subjektiv empfunden nahezu leer auf der Insel. Wir haben uns bei der Abreise gefragt, wo die ganzen Leute denn überhaupt waren. Kein Lärm, keine überfüllten Strandaufgänge. Nachsaison at its best, sozusagen. Alles, was wir uns von diesem Urlaub versprochen haben, ist eingetreten. Ich selbst hatte bereits bei dem Verlassen der Fähre nicht mehr das Bedürfnis, Höchstgeschwindigkeiten auszureizen. Ich habe während der 2 Wochen so oft auf meine Uhr geschaut, wie an einem gewöhnlichen Arbeitstag. Die Relativität des Zeitbegriffs holt einen unweigerlich ein, sobald man den Fährterminal verlässt.
Wir hatten allerdings einige Bedenken, trotz Nebensaison. Bei unseren letzten Besuchen auf der Insel in 2006 und 2007 haben wir leider feststellen müssen, dass auch wirklich alles an touristischem Ramsch Einzug erhielt; in Svaneke und Snogebaek war dies vor allem festzustellen. Made in China oder von Kindern für Kinder. Diesbezüglich haben wir ausgemacht, dass ein gewisser Selbstreinigungsprozeß eingetreten ist. Klassisches Kunsthandwerk erhält wieder verstärkt Einzug. Und das ist gut so. Auch Beschilderungen zum „Steinmuseum“ fehlten dieses Jahr…
Doch wo Licht, da auch Schatten. Viele, viele „til salg“-Schilder deuten an, dass viele auf der Insel keine Perspektive mehr finden. Gepaart wird dies mit den vielen Konkursen oder denen, die sich unweigerlich androhen. Die Bäckerei in Snogebaek ist schon wieder dicht, Pink Paya ist als Barbara-Nachfolgerin die nächste auf der Liste. Der Andenkenladen in Snogebaek gegenüber vom Brugsen im weißen Haus ist auch nicht mehr. In Svaneke ist die Galerie in der Braenderigaenget nicht mehr, die Auswahl bei Svaneke Bolcher ist eingebrochen, dafür bekommt man die fertig gepackten Tüten mittlerweile in jedem Supermarkt. Die Svaneke Rogeri ist überhaupt nicht mehr zu besuchen, man kommt gar nicht mehr durch die Busreihen. Gut, dass es Alternativen gibt.
Gott sei Dank beschränkt sich der Herdenauflauf in meinem erklärten Lieblingsörtchen auf die Räucherei, ansonsten wird man nicht totgetreten. Dass kann man beispielsweise von Gudhjem nicht behaupten. Dort werden Kreuzfahrtgäste ausgebootet, und wenn man Pech hat, ist alles von nervösen Schiffsgästen überlaufen, die mit Stadtplan ausgerüstet versuchen, in der Kürze der Zeit möglichst viel abzuklappern. Dem hektischen Treiben entgeht man eigentlich nur durch Flucht. Als Konsequenz haben wir Gudhjem gemieden, trotz der unstreitigen Schönheit des Ortes.
Alternativ haben wir Allinge für uns entdeckt. In Richtung Hafen sind die Häuser gepflegt und die Gassen leer. Mein Highlight waren der Klostergarten und die Anwesen rund herum. Ich habe dort die schönsten und gepflegtesten Gärten der ganzen Insel gesehen, und die Kerzenmacherei ist ein idealer Platz für diejenigen, die schöne Souvenirs suchen.
Natürlich haben wir auch Sandvig mit der neuen Promenade besucht. Da gab es auch kritische Stimmen hier im Forum, wie ich weiß. Allerdings haben wir bei unserem Ausflug dorthin in der Abendsonne viele Senioren angetroffen, die dort ohne Gang durch die Dünen am Wasser saßen. Barrierefrei, sozusagen. Und da muss ich sagen, erfüllt die Promenade einen guten Zweck.
Und wem die Touris auch dort noch zu viele sind, orientiere sich in Richtung Helligpeder. Toll, die leeren Felsstrände, die absolute Ruhe, die herausgeputzten Minihäfen.
Später weiter mit Teil II…
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Rokkestenen am 16.09.2012, 20:50, insgesamt 1-mal geändert.
Med venlig hilsen fra Grünberg,
Annika og Andi