Forum: Bornholmer Geschichten
Thema: Lidl auf dem Ø

Unsere Rubrik mit netten Bornholmer Geschichten - hier findest Du nette Geschichten rund um Bornholm und die Bornholmer. Viel Spaß damit
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Leopold
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Lidl auf dem Ø

Beitragvon Leopold » 22.10.2016, 23:05

Diese Jahr durften wir die Eröffnung der ersten Lidl Filiale in Nexø erleben. Es war schon sehenswert wie teilweise schon fast ehrfürchtig die Filiale betreten wurde. Das Angebot gut bestückt mit vielen typischen Waren aber auch mit einem grossen Anteil mit dem Kram von hier. Wenn dann die Filiale in Rønne auch noch eröffnet haben die Anderen eine derbe Konkurrenz. Mal sehen ob es auf Dauer alle schaffen.
Auf dem Ø ist eben selbst Lidl ein Ereignis.
Gruss Leopold

bornholmerdreng
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Re: Lidl auf dem Ø

Beitragvon bornholmerdreng » 31.08.2017, 00:04

Ich war dieses Frühjahr drin im neuen Lidl. Das Ding sieht von Außen aus wie eine Mischung aus notgelandetem Ufo und Werkstatthalle und passt hinten und vorne nicht zur umgebenden Bebauung. Da hat selbst die zum Möbelhaus upgecyclete ehemalige Espersen-Fischfabrik gegenüber mehr Charme. Drinnen war es einsam wie in der Ankunftshalle des neuen Berliner Flughafens (bei Kvickly war deutlich mehr Leben in der Bude) und die Preise glichen denen in den bekannten dänischen Discountern. Aber der Umgang mit den Kunden ist typisch dänisch, viel netter und respektvoller als im deutschen Lidl: Kein Gemaule an der Kasse, man solle mal die Einkaufstasche aufmachen oder einen Karton im Wagen anheben...
Jetzt hat das kleine Nexö fünf Supermärkte: Netto, Kvickly, fakta, Spar und Lidl... Der Markt wird's regeln. Die MacDoof-Filiale in Rönne hat sich seinerzeit auch nicht wirklich lange halten können...

alms
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Re: Lidl auf dem Ø

Beitragvon alms » 02.09.2017, 11:18

Ich war überrascht von der Vielzahl kleiner Lebensmittelläden auf der Insel, auch in den kleineren Ortschaften. Diese Kultur wird wahrscheinlich verschwinden, wenn sich die Discounter durchsetzen und genug Kaufkraft absaugen. Wobei ich gar nicht den Eindruck hatte, dass die kleinen Geschäfte sehr viel teurer waren als die großen Supermärkte (teuer waren irgendwie alle :)).

michaelm
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Re: Lidl auf dem Ø

Beitragvon michaelm » 06.09.2017, 09:11

Ich muß bornholmerdreng (schöner Nick übrigens) Recht geben: Der Lidl in Nexø ist ein (optischer) Schandfleck! Was soll so ein grottiger Kasten mitten in dem kleinen Ort?

Die Discounterschwemme auf der Insel hat den riesigen Nachteil, dass die kleinen Orte dadurch ihre Geschäfte verlieren. Erst im Mai dieses Jahres hat der Brugsen in Nyker geschlossen, weil er nach der Eröffnung von 2 neuen Discountern in Rønne pro Woche bis zu 30.000 Kronen Umsatzverlust hatte. 2013 schloss der Brugsen in Nylars; die Liste ist nicht vollständig.
Wie kommt man in diesen Orten nun ohne Auto zu seinen Lebensmitteln?

In Pedersker hat ja nun der Bäcker geschlossen, das ist schon traurig genug. Wenn ich mir vorstelle, dass dort auch der Brugsen zumacht, grauenvoll, der Ort wäre absolut tot!
Was man als Urlauber heute bequem mit dem Fahrrad erledigen kann, in einem gemütlichen kleinen Geschäft einzukaufen, würde dann immer das Auto und die Fahrt mndestens nach Snogebæk erfordern - ätzend.

Das alles ist für mich Grund genug, besonders auf Bornholm bei keinem Discounter zu kaufen!

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Viking76
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Re: Lidl auf dem Ø

Beitragvon Viking76 » 06.09.2017, 20:43

...aber das ist die Zukunft.die neuen Discounter haben,egal wo,riesige lager und kühlräume,somit weniger logistikkosten.der absolute knaller ist der riesige lidl und der gegenüberliegende reema 100 in rönne.
zu jeder erdenklichen tages-Abendzeit waren die kundenparkplätze gut besucht und es sind die dänen,die dort einkaufen...sehr wenige touris und das in der Hochsaison.ich war der einzige deutsche :lol: :lol: .
der nettoladen in rönne hatte in der Hochsaison 24 h geöffnet!!!
der nettoladen in allinge jeden tag bis 24h.
für diese Planung ist die sassnitz-rönne route wieder sehr gefragt,da viele Speditionen diese route nutzen werden,da preiswerter.
dafür wird auf rügen das Straßennetz ausgebaut,damit die lkw rollen können.
ich persönlich finde es auch sehr schade,daß immer mehr kleine läden von Bornholm verschwinden.somit wird das gemütliche fahrradshopping bald geschichte sein.
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Loriot
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Re: Lidl auf dem Ø

Beitragvon Loriot » 07.09.2017, 07:46

Das Sterben der kleinen Supermärkte ist wohl wirklich der Preis der Zeit, denn wenn auch die "Eingeborenen" :wink: fast nur noch bei den Discountern kaufen, dann werden die kleinen Läden leider auch mit den Touristen im Sommer nicht überleben können.

Die kleinen Brugsen-, Köbmand- und Spar-Märkte, die in den letzten Jahren zugemacht haben, lagen auch eher im Landesinneren, wo wenig Tourismus ist. Ob Pedersker eine Chance hat, weiß ich nicht, der Verlust des Bäckers dürfte auch dem Dagli herbe Einbußen einbringen. Wie ich michaelm auf der Insel schon erzählte, gab es in Pedersker fürher sogar 2 Einkaufläden (Köbmand und Brugsen), Bäcker, Wäscherei und früher noch eine Meierei.... Auch an der Kreuzung neben der Poulskirke, wo jetzt noch "Cykel Klemmen" am Gebäude steht, war früher noch ein Brugsen gewesen.

REMA1000 ist so gar nicht meine Welt, ob Lidl nun unbedingt nach Bornholm muss, ich weiß nicht... Für 2 Geschäfte alle Waren immer auf die Insel bringen, was für ein riesiger logistischer Aufwand, denn die Fleisch und Gemüseabteilung braucht schon häufiger Nachschub, wenn sie mit Qualität / Frische punkten wollen. Das Gebäude in Nexö ist nicht schön, aber soooo schlimm finde ich es auch nicht, es ist ummauert mit hellem Stein, der von der Farbe etwas an den Hasle-Klinker erinnert, aus dem ja viele Wohnhäuser gebaut wurden. Durch Netto, Rema und Lidl ist der alte Markt nun aber wirklich fast völlig tot, maximal die Nebenstraße bis zum Markt wird noch von Laufkundschaft frequentiert (Buchladen, Bäcker....).

Auch ich kaufe fast immer beim Dagli (eher Snogebaek, ist für mich dichter...) oder Kvickly (Nexö) / SuperBrugsen (Aakirkeby) ein, zumal letztere auch einen Schlachter mit an Bord haben....

Viele Grüße
Loriot

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Re: Lidl auf dem Ø

Beitragvon michaelm » 09.09.2017, 12:18

@Loriot: Mir geht es ähnlich, weder Rema1000 noch Lidl sind meine Welt, Einkaufserlebnis = Null!
Und je mehr Kaufschachteln an der Peripherie eines (kleinen) Orts hingeklotzt werden, desto mehr verödet der Ort. Und das ist in Nexø schon traurig genug. Insofern auch ein Fehler der Kommune, dass sie das zugelassen hat.
Ergänzung: Dann lese man diesen Artikel aus der Tidende:
http://tidende.dk/?Id=81964
Das Gebäude der Nordea Bank am Torvet in Nexø, die schon im September letzten Jahres geschlossen hat, soll verkauft werden. Weiterer Leerstand?

Man kann das Ganze auch bei uns zu Hause beobachten, in einem Nachbarort stehen mittlerweile mehr als 50% der Geschäfte in der Innenstadt leer, weil man außerhalb riesige Flächen für Discounter eingerichtet hat.

Dabei kommt man doch allmählich von der schrecklichen "Geiz-ist-Geil Mentalität herunter?!

Wobei ich schon den Eindruck habe, dass viele Bornholmer billig einkaufen müssen!
Denn das ist auch mein Eindruck nach 16 Jahren auf der Insel, dass es eine Menge Bewohner dort gibt, die ganz schön knapp dran sind: Immobilienpreise mit Häusern ab 40.000 €, Leute, die auf den Charity Flohmärkten einkaufen müssen etc., zeigen das doch deutlich.

@Viking76: Warum meinst Du denn, dass die Discounter die Zukunft darstellen? Ein interessanter Aspekt und Du warst ja wieder lange genug auf der Insel, um entsprechende Eindrücke mit zu bringen.

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Loriot
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Re: Lidl auf dem Ø

Beitragvon Loriot » 11.09.2017, 15:51

michaelm hat geschrieben:Wobei ich schon den Eindruck habe, dass viele Bornholmer billig einkaufen müssen!
Denn das ist auch mein Eindruck nach 16 Jahren auf der Insel, dass es eine Menge Bewohner dort gibt, die ganz schön knapp dran sind: Immobilienpreise mit Häusern ab 40.000 €, Leute, die auf den Charity Flohmärkten einkaufen müssen etc., zeigen das doch deutlich.


Diese Diskrepanz zwischen dem dänischen Minimal-Design und dem Hang zu "Loppemarket" verwirrt mich auch immer wieder. Wenn man einen kurzen Blick in die Wohnhäuser der Altstadt mit den typischen offenen Fenstern zum Gehweg wirft, dann blickt man meist auf minimalistische und recht moderne Einrichtung, die mit einigen markanten Unikaten / Antiquitäten / Erbstücken ergänzt ist, eben der typisch dänische Stil.

Wenn man auf die Flohmärkte schaut, dann sind die in erster Linie nicht von den Touristen besucht, sondern eher von den Einheimischen. Ich meine nicht die "Messi-Buden" in Pedersker oder Olsker. 8) Ob nun in den Poulsker-Hallen, Rönne auf dem "Sportplatz" oder in Klemensker. Es ist voll von Menschen und es wird Ware angeboten, die "sehr speziell" von Zustand, Qualität und Attraktivität ist. :twisted: Aber es muss ja einen Markt geben! Ist es oft vielleicht nur eine der willkommenen Ablenkungen für die Inselbevölkerung, bei solchen Flohmärkten vorbeizuschauen? Auch was oft an Straßen zum Verkauf steht, ungepflegt, dem Regen ausgesetzt, rostig, kauft da wirklich jemand was?

Richtig viele "arme" Menschen sind mir nicht aufgefallen bzw. nicht anders als bei uns, wo es gerade bei der Landbevölkerung im Alter mühsam werden kann. Natürlich gibt es auch hier die Probleme mit Alkohol und gerade wohl in Rönne auch mit Drogen, so wie überall. Das passt natürlich nicht zum Image der Touristen-Sonneninsel, die Berührungspunkte sind aber eher gering.


Wie kann man die Attraktivität der Innenstädte wieder steigern? Wie sah Nexö am Markt früher aus: "oben" der Schlachter, daneben ein kleiner Supermarkt mit frischer Käsetheke. An der Ecke Mode- und Schuhgeschäft. Dann Bäcker mit kleinem Kaffee, Schokoladengeschäft. Dann ein Spielzeugladen, der Buchladen, daneben noch ein Kleidungsgeschäft. Am Markt dann die Post (ja, früher gab es sowas noch...), die Bank, daneben Zeitschriften und Spirituosen etc. Weiter noch Goldschmied / Uhren, Mode und noch ein Supermarkt. Es gab noch einen Obst- und Gemüseladen. Dann einen Haushaltswarenladen mit etwas Eisenwaren (lag hinter dem Kwickly). Zwei Elektrogeschäfte. Erhalten sind noch Bäcker Mortensen und die Apotheke....

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Bonavedde
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Re: Lidl auf dem Ø

Beitragvon Bonavedde » 12.09.2017, 20:14

Hej,

und das ist der "Niedergang" (?) von Coop. Die Zahlen gelten allerdings für das ganze Land DK, nicht nur für Ö =

http://tidende.dk/?Id=82007

:? :(
Frei nach Søren Sillehoved =
Die Insel Bornholm ist der Stoff, aus dem man Träume macht. Wer diesen Traum nur einmal erlebt hat, ja,
der ist verloren !

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Loriot
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Re: Lidl auf dem Ø

Beitragvon Loriot » 12.09.2017, 21:33

Bonavedde hat geschrieben:und das ist der "Niedergang" (?) von Coop.


Die Verluste sind schon erheblich, vielleicht stabilisiert es sich wie hier, wo es ja auch eine Coexistenz von "Markensupermarkt" (z.B. Edeka) und "Discounter" (z.B. Aldi) an allen Ecken und Enden gibt. Leider stehen die Kandidaten dann auch meist wieder auf der platten Wiese und das Ortszentrum blutet aus.

Täusche ich mich, oder wurden über nicht mehrere Jahre die Versuche von insbesondere Lidl blockiert, Filialen auf der Insel zu eröffnen? Warum kam es dann doch dazu, unter Zwang durch EU-Recht oder die Kartellbehörde?

Netto gibt es ja schon viele Jahre, gefühlt wurde es drinnen aber besonders bei den Kästen mit den befristeten Angeboten immer chaotischer und unordentlicher. Auch die Gemüseabteilung ist eher mäßig von der Qualität. Spüren die die Konkurrenz auch? Ich glaube, in Nexö war der Netto etwas umgeräumt, mehr Platz für regionale Produkte...

Die kleinen Dagli werden es schwer haben, die Leidtragenden sind die wenig mobilen Kunden, die den "Tante Emma"-Laden um die Ecke brauchen. Alle anderen werden wahrscheinlich die großen Supermärkte für die Haupteinkäufe nutzen. In Dänemark scheint man außerdem lieber Großpakete zu kaufen, die Werbung zielt meist auf "Kauf 3" oder das Kilopaket Käse ab - was ja auch für den Großeinkauf im Megamarkt spricht.

Worauf müssen wir uns einstellen? In den Ferienhausgebieten haben die kleinen Supermärkte wahrscheinlich noch eine Chance, eine beständige Fährverbindung von Sassnitz kann die Belegung in der Nebensaison verbessern. Aber für die kleinen Orte im Inneren sehe ich ziemlich schwarz, dort wird es immer weniger "Dagli" und Co. geben.

Nachdenklich
Loriot

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Re: Lidl auf dem Ø

Beitragvon bornholmerdreng » 24.09.2017, 02:57

Das Sterben der kleinen kleinen Kaufmansläden muss auch auf Bornholm so in den 60er Jahren angefangen haben. Ich erinnere mich noch gut daran, dass ich als Kind immer fasziniert vor den Schaufenstern der Kolonialwarenhändler stand und die riesigen Kaffeemühlen mit den großen Antriebsrädern bestaunte. Heute kann man solche Maschinen nur noch als Ladendekoration oder im Museum in Rönne bewundern.

Brugsen, Kvikly und irma verdrängten die kleinen Läden. Ich weiß, dass, als die aufkamen, meine Mutter die Höker links liegen ließ und begeistert in den großen, hellen Supermärkten einkaufte: alles war so schön übersichtlich, die Waren schienen frischer, das Angebot vielfältiger. Teuer war`s immer noch, aber günstiger als bei Tante Emma.

Heute erscheinen uns die noch verbliebenen Brugsen wie Relikte aus der guten alten Zeit und wir sehen ihnen schmerzenden Herzens beim langsamen Siechen zu...

Aber ich will ehrlich sein: Ich bin typischer Netto-Kunde. Und in den doofen Lidl gehe ich bestimmt auch wieder. Ganz demnächst...

Es gibt übrigens einen schönen Krimi von Poul Örum, den Titel habe ich leider nicht parat("Bristepunktet"??): Der Inhaber eines kleinen Krämerladens kämpft verzweifelt gegen die Übermacht des neuen Brugsens im Ort, scheitert und wird aus Verzweifelung kriminell. Richtig gute (Ferien)lektüre.

Christian

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