Blick ins Passagierdeck der Express 1, die Leere täuscht, wir gehörten (Hinfahrt) zu den Ersten auf dem Dampfer.
Die Sitze waren genauso wie sie aussehen, steinhart, unbequem und billig.
Seit meiner Rückfahrt am letzten Wochenende auf der Ystad Route, weiß ich warum die Bornholmer auf die "Skrotbunker" von Molbo schimpfen.
Die Kisten hatten am Sonntag den ganzen Tag 30 min Verspätung, was leicht zu erklären ist.
Die Route war ausgebucht, viele Autos ==> Be/entladen dauert länger. Besonders, wenn man wie die Molbofähren nur eine Heckklappe (keine Bugklappe !) hat und vor dem Anlegen wenden muß - dauert!
Und die Hälfte der PKWs (auf dem unteren Deck) durchs ganze Schiff und einmal wenden müssen, insbesondere mit Hänger, für Busse und LKW´s - dauert!
Der Parkplatz am Fahrstuhl klappte wieder tadellos, allerdings liegt der kurz vor der Heckklappe und wurde - währen der Fahrt - bauartbedingt von der Heckwelle der Express gut eingenässt.
Hat uns nicht gestört, aber - darauf komme ich noch.
Der Käptn wollte uns zwar erzählen, die Verspätung läge am "blæsevejr", das war auch das einzige, was man von seiner Ansage verstanden hat, die Akustik war miserabel. Sturmwetter ? Ja, für Molbos Schrottbunker, die schon bei 8m/sec wild schaukeln, bei einem Wetter also, wo man bei Færgen fast nichts gemerkt hat.
Die Schaukelei war so unangenehm, dass ich mir den Gang aufs Klo sparen muß, das macht mein MS-geschädigter Gleichgewichtssinn nicht mehr mit.
An Kaffeeholen war auch nicht zu denken, nach den Erfahrungen der Hinreise (lange Schlangen) hatten wir uns ohnehin lieber beim Bäcker am Kreisverkehr in Rønne eingedeckt und Getränke mitgenommen.
Die Akustik war auch deswegen so schlecht, weil es auf dem Deck einfach krachlaut war, was ua. an dem Billig-Plastik liegt, mit dem die Innenausbauten des Schrottbunkers gestaltet sind.
Der Kinderbereich hatte keinerlei Abgrenzung zu den übrigen Sesseln und einige der Eltern hatten ihren Sprößlingen extreme Lärmteile als Spielzeug mitgebracht.
Hinzu kam reichlich Hundegekläff, fing einer an, setzten die anderen ein. Der separate Hundebereich wurde wieder komplett ignoriert, wir waren geradezu von Hunden eingekreist. Einer hockte so dicht hinter uns, dass ich dachte, der leckt jeden Moment meiner Frau die Ohren.
Herrchen hatte seinen Liebling nämlich auf den Klapptisch vor sich gesetzt, lecker....
Die Molbo Mitarbeiter kümmerte das überhaupt nicht, einer stand 10 min direkt vor dem leeren Hundeareal und unterhielt sich mit Bekannten.
Und das, obwohl es schon Leserbriefe in der Tildende gab, wo Passagiere sich über diese Zustände beschwerten.
Wir hatten - nach den herrlich ruhigen Wochen im Ferienhaus in Sømarken - auf der Fähre das Gefühl, einen Lärmteppich auf den Ohren zu haben und schüttelten uns geradezu bei der Ausfahrt.
Vorher kam aber noch das "Beste": Der Fahrstuhl auf der Express 1 ist klein, 4-6 Personen, bzw. ein Rollstuhlfahrer + 3 Personen das wars (der bei TT Line ist allerdings auch nicht so viel grösser).
Nur: Wenn 3-4 Leute vor dem Fahrstuhl warten, ist der Durchgang zur Treppe zum Wagendeck versperrt. Man sieht dann nicht einmal wo die Treppe ist, Hinweisschilder sind mehr als spärlich.
Als wir 2-3 Minuten umsonst auf den Fahrstuhl gewartet hatten (ätzend für Gehbehinderte) entschieden wir uns zu gehen, Treppe runter ist schließlich leichter als rauf.
Hinter mir war ein (noch) älterer Herr, der - mit Krücken - vor Anstrengung zitternd sich kaum bewegen konnte. Ich hab ihm meinen Platz am Mülleimer frei gemacht, das einzige (!), woran man sich beim Warten auf den Fahrstuhl festhalten konnte. Es gab keinen einzigen Handlauf, unglaublich!
Die Treppe vom Passagier- zum Wagendeck - wiederum ist seitlich am Schiff und zum Meer hin offen. Das sorgte (durch die Heckwelle des Katamarans) für klatschnasse Stufen (Metall), schön rutschig, genauso wie das Geländer, im Grunde lebensgefährlich.
Einen Absatz lang gab es nur einen Geländerlauf auf einer Seite, für Behinderte unmöglich.
Dieser Treppengang war wirklich mühsam und auch gefährlich.
Unten endlich angekommen, wunderten wir uns, minutenlang kam kein Fahrstuhl.
Nach längerer Zeit schließlich kam ein Pulk Fußgänger die Treppe herunter, darunter der schwerst gehbehinderte Däne, mir ist ein Rätsel, wie der da runtergekommen ist.
Aber der Fahrstuhl war kaputt und wurde offenbar nicht repariert, jdfs. nicht so lange, wie wir an Deck waren.
Und der arme alte Mann, was der ausgestanden haben muß, während der megastrengen Wartezeit auf den Fahrstuhl und während des Balanecakts über die nassen und rutschigen Treppen ?
Bei der Ausfahrt im Hafen von Ystad versagte die Organisation komplett: Weil es zu wenig Aufsichtspersonal gab und die, die da waren, nicht stringent arbeiteten, gab es ein Tohuwabohu. Viele fuhren einfach drauflos, obwohl ihre Schlange noch gar nicht dran war. Und ignorierten alle Signale der einsamen Molboianer einfach, ein Wunder, dass es nicht gekracht hat.
Wenn ich resümiere:
Verspätung, laut, unbequem (Sitze!), schlechte Akustik, Sitzen im Hundezwinger, Schaukeln trotz wenig Wind, schlechte Organisation am Buffet, lebensgefährliche Treppen, versagende Fahrstühle, Chaos beio der Ausfahrt - die armen Bornholmer sind von Fähren der oberen Mittelklasse (Leonora Christina, Villum Clausen) in der Plastikklasse angekommen.
Eine grausige Vorstellung, mit diesen Schrottbunkern mehrmals pro Woche fahren zu müssen.
Ob wir noch einmal die Ystad Route nehmen, werden wir sehr genau überlegen.
Zumal DAT gerade angekündigt hat, im nächsten Jahr von Deutschland aus Bornholm direkt anzufliegen, entweder von Hamburg oder von Berlin:
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Ein anderer Blick ins Passagierdeck der Express1 , rechts Mitte der Eingang für Fußgänger.
Die Toiletten muß ich jedoch loben, blitzsauber und ohne Zusatzschilder (wie bei Færgen notwendig) zu benutzen.
Bilder von Rutschtreppe und Kaputt-Fahrstuhl habe ich nicht, ich war mit dem Weg und Festhalten vollauf beschäftigt.